Gedanken zum Klimawandel und Flugreisen

Im Süden Bangladeschs lassen sich live die Folgen des Klimawandels besichtigen. Durch die zunehmenden Überschwemmungen und den steigenden Meeresspiegel verlieren viele Einwohner ihre Behausungen und Lebensgrundlage. Dabei ist Bangladesch durch seine geografische Lage am Golf von Bengalen und mit oft nur geringer Lage über dem Meeresspiegel besonders stark vom Meeresspiegelanstieg betroffen. Viele Dörfer sind vollkommen von den Fluten umschlossen und die Versorgung erfolgt nur noch über den Wasserweg. In der Folge zieht es Millionen von Menschen in die großen Städte, wie auch die Hauptstadt Dhaka. Auf der Suche nach einem Einkommen sind die Migranten gezwungen, jede erdenkliche Art von Arbeit anzunehmen. Auch viele Kinder zieht es in die Stadt, wo ihnen als Straßenkindern Hunger, Erkrankungen, Armut, sexuelle und physische Gewalt begegnen. 1

Der Klimawandel wird in naher Zukunft das alles überschattende Problem unserer Zeit sein. Er führt zu massiven Naturkatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Stürmen und in deren direkter Folge zu Hungersnöten, Seuchenausbrüchen, Armut und Bürgerkriegen. Diese Phänomene verstärken sich gegenseitig und bedingen einander. Diese ökologische Katastrophe wird bis 2050 über 140 Millionen Menschen zu Binnenflüchtlingen machen. 2 Hinzu kommen weitere Migranten, die sich aus wirtschaftlichen Gründen auf den Weg in eine bessere Zukunft machen. Es ist erschreckend, wie sehr uns unser moralischer Kompass im Umgang mit der Migration abhanden gekommen ist. Es ist zutiefst zynisch, wie gering unsere Ausgaben für das Entwicklungsministerium im Vergleich zur Verteidigung ausfallen. 3 In der globalisierten Welt sind wir ständig vernetzt und untereinander verbunden. Dazu zählen auch die sogenannten Länder der dritten Welt. Wenn wir uns unserer Verantwortung nicht bewusst werden, dann werden zukünftig noch mehr Menschen den Weg zu uns finden. Dabei fällt der Blick im Bezug auf Flüchtlinge leider unnötigerweise zur Seite. Nicht die Menschen auf unserer Ebene sind jedoch das Problem. Der Blick muss nach oben gehen, zum Verhältnis zwischen arm und reich.

Die treibenden Faktoren des Klimawandels sind Ernährung, Energie, Mobilität und der Konsum.

Ich möchte euch hier den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes vorstellen. Hier könnt ihr euren eigenen CO2-Verbrauch mit dem Durchschnitt eines Menschen in Deutschland vergleichen. Dieser liegt im Schnitt bei ca. 11,63t CO2/Jahr/Bürger. Im Vergleich dazu produziert ein durchschnittlicher Weltbürger ca. 4t CO2/Jahr. Wenn alle Menschen der Erde so leben würden wie wir in Deutschland, dann würden wir drei Erden benötigen. 4  US-Amerikaner sind hier die Spitzenreiter mit einem vergleichbaren Bedarf von 5 Erdkugeln!

Im Bezug auf den CO2-Rechner möchte ich besonders den Punkt Mobilität und Flugreisen in den Mittelpunkt stellen. Wie eine aktuelle Studie zeigt, legt die jungen Generation besonders auf ökologische, regenerative und soziale Themen viel Wert. 5 Viele ernähren sich vegetarisch, fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln und beziehen Ökostrom.

Beim Thema Flugreisen ist das grüne Gewissen jedoch wie weggeblasen. Im Gegenteil, Kurzurlaube, Städtetrips in Europa und Weltreisen erfreuen sich großer Beliebtheit bei Generation Y. Wann hören wir auf uns als ökologische und moralische Instanz des Planeten zu betrachten und unsere Eltern und Großeltern zu belehren, nur weil sie Fleisch essen und keinen Ökostrom beziehen. Wie groß unser Trugschluss ist, zeigt der Blick auf den CO2-Rechner.

Ein Hin- und Rück-Flug in die Karibik verursacht ca. 4t CO2 6 und damit so viel wie ein durchschnittlicher Weltbürger im gesamten Jahr produziert! Flugreisen nach Peking verursachen mit ca. 5,3t CO2 bereits die Hälfte deines jährlichen Gesamtausstoßes in Deutschland! Hinzu kommen weitere Effekte des Fliegens, die den Treibhauseffekt begünstigen. 7

Dabei stellt sich anscheinend niemand die Frage, wie es möglich ist, dass Flugreisen für teilweise aberwitzige Kampfpreise angeboten werden können. Die Fluggesellschaften führen auf Kosten des Flugpersonals, der Sicherheit 8 und der Umwelt einen erbitterten Preiskampf. Die Vergleichsportale im Internet führen mit undurchsichtigen Rabattaktionen zur weiteren Verwirrung der Käufer. Warum kann man hier nicht angemessene Preise zahlen?

Ein Gefühl für einen fairen Preis erhaltet ihr, wenn ihr eure Flüge kompensiert. Sicherlich ist der Umweltschutz kein Nullsummenspiel (Achtung: Greenwashing!) aber bei verschiedenen Anbietern (z.B. primaklima, atmosfair, myclimate, climatfair) könnt ihr hier ökologische Projekte unterstützen.

Mit einem Blick in die Szenarien des CO2-Rechners lassen sich verschiedene Veränderungen und deren Auswirkungen untersuchen. Stellt man seine komplette Ernährung auf vegane, regionale und saisonale Bioprodukte um, so ergeben sich kurz- und mittelfristig Einsparpotentiale von 0,87t CO2 im Jahr. Dies entspricht gerade einmal einem Hin- und Rückflug nach Mallorca (0,7t CO2). Man muss natürlich ebenfalls bedenken, dass die Fleischproduktion zusätzliche Treibhausgase erzeugt. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch und die Entstehung von Antibiotikaresistenzen.

Die beiden größten Punkte im Bereich der CO2-Bilanz sind jedoch der Energie- und Konsumsektor. Allein durch den Umstieg auf Ökostromanbieter wie z.B. Greenpeace Energy, Naturstrom, Bürgerwerke ergibt sich ein Einsparungspotential von 0,74t CO2/Jahr/Person. Diesen Punkt sehe ich als enorm wichtig und leicht umzusetzen an.

Auf das Thema Konsum werde ich in einem weiteren Beitrag gesondert eingehen. Sicher ist, dass hier ein riesiges Potential besteht (siehe 3,05t CO2-Einsparungen).

Die folgenden Bilder sind den Szenarien des CO2-Rechners des Umweltbundesamtes entnommen

Ich finde den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes sehr anschaulich und er bietet uns leicht zugänglich und verständlich die Möglichkeit, die Auswirkungen unseres Lebensstils zu verdeutlichen. Wessen Interesse jetzt geweckt wurde, der kann auch den Footprint-Rechner des WWF ausprobieren. Ich möchte für einen ehrlichen und fairen Umgang mit dem Thema Flugreisen plädieren. Einige Flüge sind sicher notwendig und es ist schlichtweg unrealistisch, weite Distanzen mit einem anderen Verkehrsmittel zurückzulegen. Es sollte jedoch zur Routine werden, kurze Distanzen mit der Bahn zurückzulegen und unsere Umweltschäden durch Flugreisen zu kompensieren.

  1. Video der Caritas in Dhaka über Straßenkinder
  2. Bericht der Weltbank zu Binnenflüchtlingen bis 2050
  3. Zeitartikel zur Kürzung des Etats des Entwicklungsministeriums
  4. Artikel des Tagesspiegel zum weltweiten Ressourcenverbrauch
  5. BMBU Jugendstudie 2018
  6. Germanwatch Flyer zu Flugreisen
  7. Atmosfair Auswirkungen von Flugreisen
  8. Welt-Artikel über Billigflieger

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